6. Weltaufgang


JR: Du hast da ja auch so ein bißchen Nostradamus drin, diese Vision vom neuen Reptilienzeitalter, Untergang des Abendlandes…

DD: Wieso Abendland, das erwischt die Chinesen genauso, wenn es kommt.

JR: Ja, von mir aus. Kannst du mal erklären, wie dieses Bild einer Evolution übers Bewusstsein hinaus gemeint ist?

DD: Ich glaube, den Platz haben wir nicht. Die Angelegenheit ist auch ein Work-In-Progress, da geht es um mehrere Bücher von mir, zu denen heimlich auch schon einige gehören, die bereits erschienen sind …der Evolutionsaspekt ist auch nur einer davon, ich hab das mal Anfang 2006 in einem kleinen Vortrag in Hannover grob skizziert – der Grundgedanke sagt: Was, wenn Bewusstsein und Intelligenz irgendwann nicht mehr zur evolutionär stabilen Strategie unserer Gattung, der menschlichen, dazugehören? Ist das gut oder schlecht? Notwendig oder kontingent? Geschichte oder Naturgeschichte? In „Dirac“ wird es nur angedeutet …

JR: Ist das eine inhaltlich-theoretische oder eine formal-ästhetische Entscheidung gewesen, dieses Andeuten?

DD: Eher Letzteres, glaube ich. Inhaltlich gesehen könnte man es auch direkt sagen, ich arbeite da wie gesagt an was. Aber formal, nun ja – es interessiert mich schon länger, daß man Dinge, die einem extrem wichtig sind, arg persönlich, oder intellektuell schwer fordernd, oder beides, grundsätzlich auf zwei Arten gleich gut künstlerisch gestalten kann: Explizit und drastisch oder implizit und symbolisch. Es ist wie beim Horrorfilm: Man kann es spritzen und kreischen lassen, wie das George Romero oder Lucio Fulci machen, oder man arbeitet mit Zwielicht und dem Unheimlichen, wie der geniale Val Lewton. Beides ist erlaubt, wenn man es richtig macht – es geht um zwei verschiedene Sorten Wirkung, die schnelle und tiefe versus die lange und breite sozusagen. In „Dirac“ wollte ich es mal so machen wie Lewton, Vorbild war das Ende von „The Seventh Victim“, ein unglaublich guter Film – man weiß genau, wie er ausgeht, aber es wird überhaupt nicht gezeigt. Und was den von dir so genannten Untergang des Abendlandes oder der Welt angeht, war es mir eben wichtig, dies offen zu lassen: Ist der Untergang der einen Welt nicht die Geburt einer anderen? Finden wir das gut oder schlecht? Take your pick.

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7. Fliegende Untertassen


Aus dem Sechsten Kapitel gefallen

Aus dem Siebten Kapitel gefallen

Aus dem Zwanzigsten und dem Zweiundzwanzigsten Kapitel gefallen

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